Sten Rüdrich, Algorithmic Turn. Unsichtbare Bilder algorithmischer Überwachung, BA Thesis, 2018, veröffentlicht in KISDedition 2022
Supervision: Prof. Dr. Carolin Höfler, KISD, TH Köln

VIDEO der gleichnamigen Ausstellung im Rahmen des Meta Marathon 2019, NRW Forum Duesseldorf

In seiner Arbeit »Algorithmic Turn« untersucht Sten Rüdrich die gesellschaftspolitischen Auswirkungen des maschinellen ›Sehens‹. Durch KI-Systeme, die den Zugriff auf private Datensammlungen ermöglichen, wird nicht nur staatliche Kontrolle in einem bisher unbekannten Maße ausgeweitet, sondern auch eine neue Form des »Überwachungskapitalismus« etabliert. Um den neuen Methoden der Bildauswertung nachzugehen, setzt sich der Verfasser mit intelligenten Bilderkennungssystemen und ihren aktiven Eingriffen im Alltag auseinander. Dabei entwickelt er eine ethische Position im gesellschaftlichen Umgang mit Künstlicher Intelligenz.

Die Mehrzahl der heute weltweit entstehenden Bilder wird von Maschinen für andere Maschinen angefertigt, ohne dass diese Bilder noch von Menschen betrachtet werden. Technologien des maschinellen Sehens bilden die Grundlage für automatisierte Handlungen und sind integrale Bestandteile technischer Infrastrukturen, mit denen Konsumgüter beworben, Fahrzeuge gesteuert, Straßen überwacht oder Drohnenangriffe gestartet werden. Sie dienen als Instrumente zur Durchsetzung von ökonomischer und politischer Macht. Diese ›Sehmaschinen‹ sind durch ihre Verbindung mit riesigen Datensammlungen von Milliarden von Menschen nicht nur in der Lage, staatliche Kontrolle auszuweiten, sie sind auch zu Werkzeugen für einen neuen »Überwachungskapitalismus« (Shoshana Zuboff) geworden. Dieses sich stetig ausdifferenzierende, feinmaschige Netzwerk der Überwachung durch Staaten und globale Unternehmen lässt sich nur erschließen, wenn man die intelligenten Bilderkennungssysteme und ihre aktiven Eingriffe in den Alltag nachvollzieht.

Eine solche Auseinandersetzung unternimmt das Projekt Algorithmic Turn – Unsichtbare Bilder algorithmischer Überwachung von Sten Rüdrich. Ausgehend von einer intensiven Beschäftigung mit technischen Aspekten sowie sozialen und politischen Implikationen von ›künstlicher Intelligenz‹ und ›maschinellem Sehen‹ entwickelt er eine kritische Perspektive auf die visuellen Kultur von Überwachung und Kontrolle. Die theoretische Arbeit bildet die Grundlage für eine eigene fotografische Reflexion ›intelligenter‹ Sehmaschinen. Die daraus hervorgegangene Fotografie-Serie überführt die gewonnenen Erkenntnisse in eine visuelle Praktik, mithilfe derer die Funktionsweisen von Bilderkennungssystemen und maschinensprachlichen Markierungen freigelegt werden.

Nominiert für den Kölner Design Preis 2018

Veröffentlicht in KISDedition, 2022

In his project »Algorithmic Turn«, Sten Rüdrich examines the socio-political effects of machine-based vision. AI systems that enable access to private data collections, do not only lead to an expansion of state control but also a new form of »surveillance capitalism«. In order to put focus on the new methods of image evaluation, the author addresses issues like intelligent image recognition systems and their active interventions in everyday life. In doing so, he develops an ethical position in the social handling with Artificial Intelligence.

The majority of photographs which are nowadays produced globally are made by machines for other machines without these images being viewed by humans. Machine vision technologies form the basis for automated actions and are integral components of technical infrastructures used to advertise consumer goods, control vehicles, monitor roads, or launch drone attacks. They serve as tools to assert economic and political power. These ›sight machines‹ are able to extent state control not only through their connection with a vast amount of data of billions of people. They have also evolved into new important tools for »surveillance capitalism« (Shoshana Zuboff). This continuously and fine-meshed monitoring network by states and global companies can only be completely understood through a greater understanding of intelligent image recognition systems and their active interventions in our everyday life.

The project »Algorithmic Turn provides such an insight. Starting from an intense examination of technical aspects as well as social and political implications of so-called Artificial Intelligence and Machine Vision, Sten Rüdrich develops a critical approach to the visual culture of surveillance and control. This approach is resulting in an own photographic reflection on ›intelligent‹ sight machines. The resulting series of photographs translates the knowledge gained into a visual practice that is intended to uncover the workings of image recognition systems and machine language markers.