Wer gestaltet die Stadt? Formen kritischer Stadtforschung und Raumpraxis

Interdisziplinäres Symposium, 27. November 2014
Köln International School of Design, TH Köln

Konzeption und Organisation: Prof. Dr. Carolin Höfler und Prof. Andreas Wrede

Am 27. November 2014 fand das öffentliche Symposium „Wer gestaltet die Stadt? Formen kritischer Stadtforschung und Raumpraxis“ an der Köln International School of Design (KISD) der Fachhochschule Köln statt. Aus verschiedenen disziplinären Perspektiven setzten sich Wissenschaftler/innen und Gestalter/innen an diesem Tag mit der Bedeutung ungeplanter Strukturen und informeller Prozesse für die Entwicklung von Stadt auseinander und diskutierten die hieraus entstehenden Folgen und Chancen für Design und Architektur.

Nicht nur in den Städten des globalen Südens, sondern auch in denen des globalen Nordens werden Modelle eines informellen Urbanismus erprobt, die zunächst eine Gegenposition zur offiziellen Stadtplanung einnehmen. Gerade im technologisch beschleunigten, digital durchwirkten Raum werden die Möglichkeiten für eine neue Form von urbanem Leben entdeckt: die Rückeroberung der Stadt durch einen „Urbanismus von unten“, durch „Guerilla Gardening“, „Urban Gaming“ und andere Modelle, die auf globale Herausforderungen und städtische Defizite reagieren. Manche dieser Phänomene und Aktivitäten rücken mittlerweile nahe an die offizielle Stadtplanung heran. In vielen Städten wird das Potenzial des informellen Handelns zivilgesellschaftlicher Akteure für den permanenten Prozess der Produktion städtischen Raumes erkannt und eine neue Form von bottom-up design gefördert.

Was können jene Disziplinen, die sich seit jeher mit der Gestaltung der urbanen Umwelt befassen, von diesen neuen Formen von Stadtaneignung und -gebrauch lernen? Welche Chancen ergeben sich für die Vorstellung und Entwicklung von Stadt, wenn Design und Architektur nicht länger als Ergebnisse kontrollierter, formalisierter und ausschließlich marktorientierter Planungen verstanden werden, sondern als kommunikative und räumliche Prozesse, die Konflikte produktiv werden lassen? Wenn Gestaltung eine Auseinandersetzung darüber anstößt, in welcher Gesellschaft man leben möchte, welche Prioritäten diese Gesellschaft setzt, in welchen Räumen sie sich treffen möchte, was für sie „privat“ und was „öffentlich“ bedeutet, und wie die Räume hierfür aussehen könnten?

Diesen Fragen widmete sich das Symposium in vier Themenblöcken. Das erste Panel „Informell/Formell“ beschäftigte sich mit den wechselseitigen Wirkungen von informeller Urbanisierung und formeller Stadtentwicklung und zeigte am Beispiel von New Orleans nach dem Hurrikan Katrina das Ineinanderwirken entsprechender Verfahren beim Wiederaufbau einer zerstörten Stadt. Im zweiten Panel richtete sich der Blick auf „Experimentelle Landnahmen“. Untersucht wurden hier die Wahrnehmung von städtischen Eigenarten sowie die informelle Aneignung und Nutzung von urbanem Raum anhand von Fallbeispielen. Ein drittes Panel befasste sich unter dem Titel „Soziale Situationen konstruieren“ mit Strategien von Architekten/-innen und Designern/-innen, informelle Raumpraktiken von Anwohnern und Bürgern zu aktivieren und damit das Prozesshafte und Partizipative in der Gestaltung zu betonen. Daran anschließend wurden im vierten Panel „Teilhabe durch digitale Medien“ kritisch die Möglichkeiten reflektiert, gesellschaftliche Prozesse mit Hilfe sozialer Netzwerke mitzugestalten, indem Informationen bereitgestellt und Beteiligungsmöglichkeiten eröffnet werden, respektive – auf Seiten der Bürgerschaft – Meinungen öffentlich geäußert und verbreitet werden und eine dezentrale Vernetzung stattfindet.

Programm

27. November 2014

9.30 Uhr

Begrüßung und Einführung:
Carolin Höfler und Andreas Wrede

Grußwort der Vizepräsidentin:
Sylvia Heuchemer (TH Köln)

SESSION I: FORMELL / INFRORMELL

9.45 Uhr
Stephan Willinger, Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung, Bonn:
Informeller Urbanismus. Ein anderer Blick auf Stadtentwicklung

10.30 Uhr
Christopher Schroeer-Heiermann, Fakultät für Architektur, TH Köln:
Städtischer Wiederaufbau nach dem Hurrikan Katrina

11.15 Uhr
Pause

SESSION II: EXPERIMENTELLE LANDNAHMEN

11.30 Uhr
Boris Sieverts, Büro für Städtereisen, Köln:
Das Wunder von La Cayolle

12.15 Uhr
Alexander Follmann, Geographisches Institut, Universität zu Köln:
Das soll ein Garten sein? Der Gemeinschaftsgarten Kölner NeuLand als urbane Allmende und sein (möglicher) Beitrag zur Stadtentwicklung

13.00 Uhr
Pause

SESSION III: SOZIALE SITUATIONEN KONSTRUIEREN

14.00 Uhr
Andrea Hofmann, raumlabor, Berlin:
Acting in public

14.45 Uhr
Sebastian Bührig (Urban Design, HafenCity Universität Hamburg:
Mit weiten Augen zuhören

15.30 Uhr
Pause

SESSION IV: TEILHABE DURCH DIGITALE MEDIEN

15.45 Uhr
Oliver Märker, Zebralog, Berlin/Bonn:
Elektronische Partizipation – die Bürger als Berater?

16.30 Uhr
Anna Wildhack und Johannes Bouchain, The Next Network, Hamburg:
Gemeinsam Stadt machen – von Bürger-Ideen zu Bürger-Projekten

17.15 Uhr
Abschlussdiskussion

Informationen

Rezensionen:
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