Philip Lehmann, Raumaneignung – Der Schalker Markt in Gelsenkirchen, Intermediate, Köln 2022
Betreuung: Prof. Dr. Carolin Höfler, KISD, TH Köln

Anhand des Schalker Marktes in Gelsenkirchen untersucht Philip Lehmann exemplarische Konfigurationen der Aneignung von öffentlichem Raum, um daraus räumliche und politische Handlungsalternativen abzuleiten. Dabei versteht er Aneignung in einem doppelten Sinne: zum einen als permanente, unmittelbare und mitunter konflikthafte Auseinandersetzung der Menschen mit ihrer sich ständig verändernden Umwelt, zum anderen als künstlerische Praxis, durch die neue Perspektiven auf den öffentlichen Raum gewonnen werden können.

Der Schalker Markt war früher ein zentraler Platz und sozialer Treffpunkt im industriell geprägten Gründerzeitviertel Schalke in Gelsenkirchen. Der Wochenmarkt fand hier ebenso statt wie das Vereinsleben von Schalke 04. Die Gaststätte Haus Thiemeyer am Schalker Markt war lange Zeit die Geschäftsstelle des Vereins. In den 1960er Jahren geriet der Platz ins Abseits: Die umliegenden Straßen wurden vierspurig ausgebaut und über die neue Stahlhochstraße »Berliner Brücke« geführt, unter welcher der Schalker Markt heute teilweise liegt. Als Parkplatz umgenutzt, wurde er zu einem öden und tristen Ort.

Philip Lehmann beschreibt den Schalker Markt in Anlehnung an Henri Lefebvre und Pierre Bourdieu als einen ebenso physischen wie gesellschaftlich produzierten Raum. Seinen sozialen Charakter entfaltet der öffentliche Raum demnach durch die Aneignungsprozesse der Menschen, die ihn bewohnen, nutzen und reproduzieren. Um die Potenziale des Schalker Marktes als Möglichkeits- und Aneignungsraum freilegen zu können, bedarf es daher zunächst der Beobachtung, Interpretation und Übersetzung der dort stattfindenden räumlichen und sozialen Prozesse. Aus diesem Grund begibt sich Philip als Fotograf in das Feld und nimmt die vergessenen Räume, Infrastrukturen und Menschen am und um den Schalker Markt in den Blick, wobei er seine eigene Beobachtungspraxis kritisch reflektiert. Abschließend geht er der Frage nach, ob und wie künstlerische Aneignungen Impulse für die Transformation brachliegender Orte geben können.

Die Arbeit »Raumaneignung – Der Schalker Markt in Gelsenkirchen« (2022) wurde von der TH-Forschungsstelle »Echtzeitstadt« sowie von dem Kooperationsprojekt »Open Universities« der TH Köln und der Universität zu Köln begleitet.

Fotografien: Philip Lehmann