Carolin Höfler: „‚Unfachliche Versuchsarbeit‘. Josef Albers und das digitale Handwerk“, in: Gerda Breuer, Christopher Oestereich (Hrsg.): seriell – individuell. Handwerkliches im Design. Kromsdorf/Weimar: VDG Weimar 2014, S. 145–158. [mehr]

Aktuelle Formfindungsstrategien in Architektur und Design trennen nicht mehr zwischen der Entwicklung einer digitaler Entwurfs- und einer analogen Materialform. Vielmehr werden physische Materialexperimente und digitale Formversuche in einem parametrischen Computermodell zusammengeführt, welches Materialeigenschaften nachbildet. Diese beiden Ebenen der Formbildung bestimmen die paradoxe Sprachfigur vom „digitalen Handwerk“, die zu einem der erfolgreichsten Begriffsformeln in der Diskussion um neue Produktionstechniken in Architektur und Design geworden ist.
Mit der Denkfigur des „digitalen Handwerks“ rufen die Protagonisten des computerbasierten Gestaltens Formbildungsstrategien auf, die dem Programm des Bauhauses entlehnt sind. Hierzu gehörte die Fundierung der Kunst im Handwerk. Ungeachtet der Tatsache, dass der Bauhausgründer Walter Gropius ab 1923 eine neue Einheit von Kunst und Technik beschwor, galt ihm das Handwerk weiterhin als „pädagogische Fundamentalkategorie“, weshalb das Material in seinem Lehrkonzept eine zentrale Rolle spielte.
Es ist vor allem der Formunterricht von Josef Albers, der einen Grundstein für ein materialorientiertes, parametergesteuertes Entwerfen gelegt hat. So ließ er Übungen durchführen, in denen die „inneren energien“ der Materialien, die stoffimmanenten Eigenschaften wie Stabilität, Tragfähigkeit und Festigkeit, zur Formbildung genutzt werden sollten. Josef Albers hob stets hervor, dass seine Übungen am Bauhaus nicht als handwerkliche Unterweisungen misszuverstehen seien. Die Vermittlung bewährter Techniken und Fertigkeiten aus den Handwerken lehnte er als pädagogisch unzulänglich ab. Ziel seiner Gestaltungslehre war das „erfindende bauen“, das durch zweckloses und vorurteilsfreies Probieren mit Materialien entfaltet werden sollte. Hierfür prägte Albers den Begriff der „unfachlichen versuchsarbeit“ (1928).
Diese Form des systematischen Erforschens von meist nachgiebigen Werkstoffen bestimmt auch die aktuellen, computerbasierten Material- und Strukturerkundungen.

Carolin Höfler: „‚Unfachliche Versuchsarbeit‘. Josef Albers und das digitale Handwerk“, in: Gerda Breuer, Christopher Oestereich (Hrsg.): seriell – individuell. Handwerkliches im Design. Kromsdorf/Weimar: VDG Weimar 2014, S. 145–158. [mehr]

Aktuelle Formfindungsstrategien in Architektur und Design trennen nicht mehr zwischen der Entwicklung einer digitaler Entwurfs- und einer analogen Materialform. Vielmehr werden physische Materialexperimente und digitale Formversuche in einem parametrischen Computermodell zusammengeführt, welches Materialeigenschaften nachbildet. Diese beiden Ebenen der Formbildung bestimmen die paradoxe Sprachfigur vom „digitalen Handwerk“, die zu einem der erfolgreichsten Begriffsformeln in der Diskussion um neue Produktionstechniken in Architektur und Design geworden ist.
Mit der Denkfigur des „digitalen Handwerks“ rufen die Protagonisten des computerbasierten Gestaltens Formbildungsstrategien auf, die dem Programm des Bauhauses entlehnt sind. Hierzu gehörte die Fundierung der Kunst im Handwerk. Ungeachtet der Tatsache, dass der Bauhausgründer Walter Gropius ab 1923 eine neue Einheit von Kunst und Technik beschwor, galt ihm das Handwerk weiterhin als „pädagogische Fundamentalkategorie“, weshalb das Material in seinem Lehrkonzept eine zentrale Rolle spielte.
Es ist vor allem der Formunterricht von Josef Albers, der einen Grundstein für ein materialorientiertes, parametergesteuertes Entwerfen gelegt hat. So ließ er Übungen durchführen, in denen die „inneren energien“ der Materialien, die stoffimmanenten Eigenschaften wie Stabilität, Tragfähigkeit und Festigkeit, zur Formbildung genutzt werden sollten. Josef Albers hob stets hervor, dass seine Übungen am Bauhaus nicht als handwerkliche Unterweisungen misszuverstehen seien. Die Vermittlung bewährter Techniken und Fertigkeiten aus den Handwerken lehnte er als pädagogisch unzulänglich ab. Ziel seiner Gestaltungslehre war das „erfindende bauen“, das durch zweckloses und vorurteilsfreies Probieren mit Materialien entfaltet werden sollte. Hierfür prägte Albers den Begriff der „unfachlichen versuchsarbeit“ (1928).
Diese Form des systematischen Erforschens von meist nachgiebigen Werkstoffen bestimmt auch die aktuellen, computerbasierten Material- und Strukturerkundungen.