Learning by Drawing | Betreuung: Dr. Meike Eckstein
KISD _TH Köln | Forschungsprojekt »Open Universities« | Sommer 2023

Das Lernlabor »Learning by Drawing« unter der Leitung der Designforscherin Dr. Meike Eckstein hat sich zum Ziel gesetzt, das Zeichnen als eine spezifische Praktik des Lernens und Erkennens zu untersuchen, wonach Wissensbestände nicht nur bewahrt und übermittelt, sondern Erfahrungen und Überlegungen neu angeordnet werden. Zeichnen wird als epistemisches Verfahren bestimmt, das im Akt der Aufzeichnung und Neuanordnung an der Entfaltung von Gegenständen des Wissens teilhat. Hierdurch wird das Zeichnen zu einem Instrument des Präzisierens, Erweiterns und Weiterentwickelns von Wissen.

Meike Eckstein beschäftigt sich in ihren Arbeiten mit der Herkunft von Zeichnungen. Wie entstehen sie? Woher kommt das, was sich auf dem Papier manifestiert? Aus dem Stift, der Hand, dem Kopf, oder sind allein Einflüsse aus der direkten Umgebung entscheidend? Was sind Quellen, Gründe, Motive dafür, dass etwas so erscheint, wie wir es sehen? Basierend auf diesen Fragestellungen untersucht Meike Eckstein die Impulse des unmittelbaren Zeichnens, die das Abgebildete entstehen lassen. In Selbst- und Fremdexperimenten konfrontiert sie sich und die Teilnehmer:innen an spezifischen Orten mit schriftlichem wie visuellem Input, um diesen in bildlichen Output zu verwandeln.

Im Lernlabor »Learning by Drawing« definieren die Teilnehmer:innen zunächst in eigens verfassten Programmen die Bedingungen und Regeln, nach denen ihre zeichnerischen Formen entstehen sollen. Verbalsprachliche Handlungsanweisungen geben somit den Anstoß zu einer von den Zeichner:innen unabhängigen Ereigniskette. Diese Ereigniskette schlägt sich vornehmlich in Serien nieder, in denen jede Zeichnung in kontinuierlichem Fortschreiten von der vorhergehenden abgeleitet wird. Variationen werden so systematisch durchgespielt. Sie entstehen durch die unterschiedliche Bestimmung von Variablen oder durch die Einbeziehung von Zufallsoperationen.

Inhalt und Form einer Zeichnung werden also nicht im Vorhinein festgelegt und lediglich illustriert. Vielmehr werden Zeichnungen sukzessive durch Handlungsvorschriften und wiederholte, von Regeln gesteuerte Überschreibungen hervorgebracht. Hierdurch werden Zeichen bzw. Zeichenzusammenhänge zu sich verhaltenden Formen, die miteinander in Beziehung treten können. Das Zeichnen gerät damit zu einer Praktik, die nicht nur zur Abbildung, sondern auch zur Herstellung von Bewegungen, Prozessen und Abläufen dient. Die Bandbreite der Zeichnungen reicht von solchen, die räumliche Prozesse in flächige Formen und Texturen verwandeln, über Zeichnungsserien, die sich aus einer streng reglementierten Arbeitsweise ergeben, bis hin zu Zeichnungsserien, die das Resultat einer strukturierten Körperbewegung sind.

»Learning by Drawing« ist eine Veranstaltung der »Open Universities« der TH Köln und der Universität zu Köln, gefördert von der RheinEnergie Stiftung im Schwerpunktprogramm »Gesellschaft und digitale Transformation«. Die »Open Universities« fragen nach der Zukunft des Wissens im postdisziplinären Zeitalter und nehmen dabei insbesondere künstlerische Praktiken zur Generierung und Weiterentwicklung von Wissen in den Blick.

Lernlabor »Learning by Drawing«
17. – 21. April 2023, Köln International School of Design der TH Köln, 10 – 17 Uhr

Öffentliche Ausstellung & Diskussion
21. April 2023, 11 Uhr , TH Köln, Ubierring 48, Raum 115, 50678 Köln

Organisation
Dr. Meike Eckstein

Teilnehmer:innen
Ilona Achba, Tyanka Demyanka Adrian, Nicole Aschenbrenner, Lotta Hagedorn, Julia Kirch, Anastasia König, Mariia Kolkutova, Ida Libourkine, Darío Morazán, Lo Hei Ching Pallas, Elena Schröder, Aikaterini Sideri, Luna Smolka, Luiza Talamini, Lea Hannah Trübenbach, Christin Vorbrugg

Fotos und Scans
Meike Eckstein, Carolin Höfler und die Teilnehmer:innen

Video
Darío Morazán

Inspiriert vom Lernlabor »Learning by Drawing«, entwickelte der Teilnehmer Darío Morazán seine zeichnerischen Untersuchungen in seiner Intermediate-Arbeit weiter und stellte sie im Juli 2023 im studio 40 in der Kölner Südstadt aus.

Dr. Meike Eckstein
Meike Eckstein lebt in Zürich und arbeitet an der Zürcher Hochschule der Künste. Sie hat in Köln, Paris und Glasgow Design studiert. Ihr Doktorat hat sie 2017 an der Kunstuniversität Linz abgeschlossen. Die Ergebnisse ihrer Forschung veröffentlichte sie in dem Buch Experimente dazu, wie etwas Abgebildetes entsteht. Zeichnen als Erkenntnismittel in der praxisbasierten Forschung im Niggli Verlag. http://meikeeckstein.net