Mit weit geschlossenen Augen. Virtuelle Realitäten entwerfen

Interdisziplinäre Tagung, 31. Mai und 1. Juni 2017
Köln International School of Design, TH Köln

Eine Kooperation der KISD der TH Köln und des Institute of Media and Design der TU Braunschweig

Organisation: Carolin Höfler und Philipp Reinfeld

Die weltweit größten Technologie-Unternehmen drängen mit ihren neuen Virtual-Reality-Brillen in den Massenmarkt und versprechen den Benutzerinnen und Benutzern ein vollständiges Eintauchen in immersive Bildwelten. Unter Zuhilfenahme der neuen Generation von Head-Mounted Displays, so lauten die Werbebotschaften übereinstimmend, werden virtuelle Realitäten endlich ›real‹. Doch von welchen real-virtuellen Realitäten wird hier gesprochen, was zeichnet sie aus, und worin unterscheiden sie sich von bloßen Bildräumen?

Die stereoskopische 3D-Tiefenerfassung und das verzögerungsfreie Nachvollziehen von Kopfbewegungen, das durch die neuen VR-Brillen verbessert wird, bekräftigen den Eindruck, nicht vor einem Bild, sondern in einem Bildraum, bei den Dingen zu sein und mit diesen zu interagieren. Befinden sich die Displayträger/-innen zudem physisch in jenem Raum, den sie als immersive Visualisierung wahrnehmen, erwecken VR-Brillen gar den Anschein, durchsichtig zu sein. Jede Bewegung in der realen Welt machen die Benutzer/-innen dann auch in der virtuellen Welt. Wie verändern sich Wahrnehmung, Orientierung und Navigation, wenn digitale Echtzeitbilder den Umraum wiedergeben, aber die unmittelbare Sicht auf den zu ertastenden Raum nehmen? Welche Formen von Zuordnungen werden entwickelt, wenn der bildlich dargestellte Raum den Größendimensionen des physisch gebauten Umraumes entspricht, aber andere Qualitäten aufweist?

Diese neuartigen Verwicklungen zwischen der »Daseinsform des Tastraums« und der »Wirkungsform des Gesichtsraums« (August Schmarsow, 1896) verändern nicht nur den Gegenstand, sondern auch grundsätzlich den Prozess des Entwerfens in Design und Architektur. In den Fokus des Entwurfsinteresses gerät die Gestaltung von spezifischen Handlungsräumen, die durch das Zusammenspiel von Körpern, technischen Dingen und physischen Umwelten entstehen. Im Rahmen der Tagung gehen Wissenschaftler/-innen und Gestalter/-innen der Frage nach, wie Virtual-Reality-Technologien Raumerfahrung und Selbstwahrnehmung verändern, und welche Folgen die Grenzaufhebung von Bild und Körper für das Entwerfen in den Gestaltungsdisziplinen hat. Diesen und anderen Fragen widmen sich fachübergreifend Forscher/-innen aus Design, Kunst und Architektur, Informatik, Philosophie, Kunstgeschichte, Medien- und Kulturwissenschaften sowie Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft.

Programm
Plakat
Abstracts und Biografien
Webseite

PROGRAMM

MITTWOCH, 31. MAI 2017

16.00 Uhr
SYLVIA HEUCHEMER, Vizepräsidentin, TH Köln
Begrüßung

CAROLIN HÖFLER, TH Köln und
PHILIPP REINFELD,TU Braunschweig
Einführung

16.15 Uhr
JONAS HANSEN, Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle
»… you may ask yourself, how did I get here? Eine VR-Performance«

17.00 Uhr
LILIAN HABERER, Kunsthochschule für Medien Köln
»Prothetische Screens? Modi des Tastens und der verkörperten Wahrnehmung in virtuellen und 3D-Raumerfahrungen«

18.00 Uhr
Ausstellung, Eröffnung an der KISD, TH Köln
»Photo-Based Architecture. Virtuelle Realitäten entwerfen«

DONNERSTAG, 1. JUNI 2017

09.30 Uhr
CAROLIN HÖFLER, TH Köln & PHILIPP REINFELD, TU Braunschweig
Begrüßung

09.45 Uhr
STEPHAN GÜNZEL, Berliner Technische Kunsthochschule
»Vom Bild zum Raum – Aspekte virtueller Realität«

10.30 Uhr
MICHAEL GOESELE, Technische Universität Darmstadt
»3D-Rekonstruktion vom Pixel zum Modell – Wie kommt die Realität in den Rechner?«

11.15 Uhr
Kurze Pause

11.30 Uhr
TRISTAN THIELMANN, Universität Siegen
»In die Höhe: Augmented Reality Navigation«

12.15 Uhr
MARC BONNER, Universität zu Köln
»Soweit die offene Welt reicht – Das Spiel mit Wildnis, Weite und den sie gliedernden Horizonten«

13.00 Uhr
Pause mit Gelegenheit zum Besuch der Ausstellung
»Photo-Based Architecture. Virtuelle Realitäten entwerfen«

14.00 Uhr
LAMBERT WIESING, Universität Jena
»Immersion und virtuelle Realität«

14.45 Uhr
JENS SCHRÖTER, Universität Bonn/Senior Fellow IFK, Wien
»Das volumetrische Bild, verräumlichtes Wissen und kollaborative Praxis«

15.30 Uhr
Kurze Pause

15.45 Uhr
FRANK STEINICKE, Universität Hamburg
»Immersives Design in Computer-vermittelten Realitäten – Science oder Fiction?«

16.30 Uhr
Podiumsgespräch mit den Vortragenden
Moderation: Marc Pfaff, Kunsthochschule für Medien Köln

17.00 Uhr
Ende