KISD _TH Köln | Interdisziplinäre Ringvorlesung „Permanence & Reversibility“ | Winter 2017/18

Einzelvortrag | Ephemerer Urbanismus. Von Räumen des Überlebens bis zu Orten des inszenierten Anderssein

Wie dauerhaft müssen urbane Strukturen in Zeiten wachsender Verstädterung, zunehmender Digitalisierung und fortschreitender Globalisierung angelegt sein? Von den Flucht- und Migrationsbewegungen über die globalen Proteste bis hin zu vielen anderen Großereignissen zeigt sich, dass weltweit flexible bauliche, technische und soziale Infrastrukturen eingesetzt werden, um große Menschenmengen kurz- oder auch mittelfristig zu versorgen. Diese temporären Strukturen, Behausungen und Niederlassungen passen sich lokalen Bedingungen an und erfüllen verschiedene funktionale Aufgaben: Sie dienen für religiöse und kulturelle Festivals, als Protestcamps, informelle Marktplätze oder als Militär- und Flüchtlingslager. Sie sind längst nicht mehr nur auf Entwicklungsländer und Krisenregionen bezogen, sondern erlangen zunehmend Bedeutung in postindustriellen Ländern. Unter welchen Bedingungen entstehen flüchtige Stadtstrukturen, wann verstetigen sie sich, wann verschwinden sie? Wie und durch wen werden sie gestaltet? Wer sind die beteiligten Akteure und Akteurinnen? Der Vortrag widmet sich ausgewählten informellen Aktivitäten und Phänomenen des ephemeren Urbanismus, untersucht deren Restriktionen und Rahmenbedingungen und fragt nach den Möglichkeiten und Grenzen temporärer Strukturen für die Gestaltung und Aneignung von Räumen durch Viele.

• Mi., 06.12.2017 _Ephemerer Urbanismus

Ort _Lecture Hall, KISD, Ubierring 40, 50678 Köln

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KISD _TH Köln | Interdisziplinäre Ringvorlesung „Kritik“ |
Sommer 2017

Einzelvortrag | Kritische Dinge. Widerständiges Design im ästhetischen Kapitalismus

Seit den radikalen Design- und Architekturbewegungen der späten 1960er und frühen 1970er Jahre ist nicht mehr in solcher Intensität über Formen und Praktiken kritischer Gestaltung nachgedacht worden wie in den letzten Jahren. Vordergründig geht dieser Boom auf eine nie dagewesene Dominanz öffentlicher Kritik an exzessiven Produktions- und Lebensweisen der industrialisierten Gesellschaften zurück. Doch hinter der Intensivierung der Debatten verbirgt sich ein tieferliegendes Problem: Seit den 1960er Jahren werden zunehmend kulturelle Werte und ästhetische Prinzipien, die bislang außerhalb der Marktlogik standen, in die ökonomische Produktion eingebunden, wodurch ehemalige Gegenkulturen und gestalterische Kritikformen augenscheinlich an Wirkmacht verlieren. Der Vortrag befasst sich mit der Frage, was sich als kritische Gestaltung bezeichnen lässt, welche Akteure, Erwartungen und Kriterien hierbei eine Rolle spielen, welche Traditionen und Strategien sie motivieren und prägen, und wie sie sich angesichts der Entwicklung der modernen Ökonomie artikulieren kann. Dabei wird von der Krise der Kritik, dem Verlust ihrer normativen Grundlagen und der Suche nach ihren Bedingungen die Rede sein.

• Mi., 05.07.2017 _Kritische Dinge

Ort _Lecture Hall, KISD, Ubierring 40, 50678 Köln
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KISD _TH Köln | Interdisziplinäre Ringvorlesung „Fraction & Friction“ |
Winter 2016/17

Einzelvortrag | Scharfe Verhältnisse. Design in der Transparenzgesellschaft

Kaum ein anderer Begriff wird heute so emphatisch beschworen wie die Transparenz. Vordergründig geht dieser Boom auf eine nie zuvor dagewesene Dominanz des Kalküls zurück, wodurch es möglich wird, nahezu jede Form von Wissen zur Verfügung zu stellen und Zusammenhänge les- und berechenbar zu machen. Transparenz steht für Informationsfreiheit, Teilhabe und Demokratie, wohingegen die Illusionen und Gefahren des Paradigmas der Moderne unterbelichtet bleiben. Der Vortrag „Scharfe Verhältnisse. Design in der Transparenzgesellschaft“ untersucht die kulturellen Facetten und Atmosphären der (Un-)Durchsichtigkeit und widmet sich dem Phänomen der Transparenz als neue Form der Selbstkontrolle einer Leistungsgesellschaft (Byung-Chul Han, 2012). Sie ordnet das Phänomen der Transparenz und dessen Ambivalenz kulturgeschichtlich ein, befragt es in Bezug zur gestalterischen Praxis von Design und Architektur und reflektiert es im Bedeutungsfeld von Helligkeit/Dunkelheit, Sichtbarkeit/Unsichtbarkeit, Erkenntnis/Nichtwissen und Macht/Ohnmacht. Sie beschäftigt sich mit den Folgen eines von Glas und Code ermöglichten „Durchschauens“ der Lebenswelt und thematisiert ein verändertes Verhältnis zu Privat- und Andersheit.

• Mi., 16.11.2016 _Scharfe Verhältnisse

Ort _Lecture Hall, KISD, Ubierring 40, 50678 Köln
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KISD _TH Köln | Interdisziplinäre Ringvorlesung „Wunsch“ | Sommer 2016

Einzelvortrag | Hyper Desire. Digitale Wirklichkeitsversprechen

Im Jahr 2010 veröffentlichte das Designmagazin H.O.M.E. einen Bildbeitrag über das House of Convexities des italienischen Architekten Antonino Cardillo in Spanien. Zuvor war Cardillo im Londoner Magazin Wallpaper zu einem der 30 bedeutendsten jungen Architekten ernannt worden. Er hatte zahlreiche Print- und Internetmedien mit seinen Entwürfen versorgt und dabei den Anschein erweckt, dass seine Bilder physisch gebaute Räume zeigten. In Wirk-lichkeit handelte es sich jedoch um fotorealistische Computerrenderings ohne Bezug auf ein realisiertes Bauwerk. Vielfach diskutiert wurde die Frage, warum Cardillos Irreführung gelungen war. Warum wurden Cardillos Bilder, die als Renderings leicht erkannt werden können, Fotografien vorgezogen oder gar als Fotografien wahrgenommen?
Eine mögliche Erklärung hierfür wäre, dass die Unterschiede zwischen Bild, Modell und Wirklichkeit in der gegenwärtigen Gestaltung zunehmend verschliffen werden, was eine Fiktionalisierung von Wirklichkeit bewirkt. Einerseits gleicht sich die gestaltete Wirklichkeit immer stärker der fotorealistischen Ästhetik von Computerbildern an, andererseits trägt die Nachbearbeitung digitaler Fotografien dazu bei, dass diese wie Modellrenderings wirken. Die Entgrenzung von Fiktion und Realität ist mit der Schaffung vermarktbarer Bilder verbunden, die in einem globalen Bildkreislauf erfolgreich zirkulieren und ein Massenpublikum eher emotional als intellektuell ansprechen können. Der Vortrag widmet sich dem „digitalen Realismus“ in Architektur und Design und reflektiert die Konstruiertheit der Bilder und ihre Wirklichkeitsversprechen.

• Mi., 01.06.2016 _Hyper Desire

Ort _Lecture Hall, KISD, Ubierring 40, 50678 Köln
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KISD _TH Köln | Interdisziplinäre Ringvorlesung „schnell“ | Winter 2015/16

Einzelvortrag | Rapid Eyes

Körper, Raum und Sicht im bildgeführten Krieg

Der Luftkrieg und der durch ihn etablierte Blick von oben erscheinen als besonders geeignete Formen, das wechselseitige Wirkverhältnis von Bild und Raum und dessen handlungsstiftende Kraft in militärischen Prozessen zu erkunden. Der Vortrag widmet sich den jüngsten Entwicklungen militärisch genutzter Bildgebungsverfahren, die sich durch eine hohe Verarbeitungs- und Übertragungsgeschwindigkeit auszeichnen. Er nimmt die spezifischen Qualitäten des körperlich distanzierten, medial vermittelten Kriegsraumes in den Blick, um zu zeigen, wie die Echtzeit-Visualisierungen unmittelbar in militärische Operationen eingreifen und zugleich die Vorstellungen vom Krieg entscheidend prägen. Hierzu werden historische und zeitgenössische Kriegsluftbilder formal analysiert, ihre Entstehungsbedingungen und Funktionen reflektiert sowie Traditionen und Strategien freigelegt, die den Einsatz und die Interpretation bildgebender Verfahren motivieren und prägen.

• Mi., 09.12.2015 _Rapid Eyes

Ort _Lecture Hall, KISD, Ubierring 40, 50678 Köln

Der überarbeitete Vortrag ist erschienen in:
Carolin Höfler: „Eyes in the Sky. Körper, Raum und Sicht im bildgeführten Krieg“, in: Martin Scholz/Friedrich Weltzien (Hg.): Design und Krieg, Berlin 2015, S. 13–34.
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KISD _TH Köln | Interdisziplinäre Ringvorlesung „un/sichtbar“ | Sommer 2015

Einzelvortrag | „Don’t Be Afraid, Be Ready!“

Imaginationen von Sicherheit in Zeiten des Terrors

In New York ist mit dem One Word Trade Center nicht nur das derzeit höchste Gebäude der Vereinigten Staaten errichtet worden, sondern auch der größte sichtbare Bunker der Welt. Als Gegenstrategie zu dieser Form der allgegenwärtigen Sichtbarkeit verstecken sich die geplanten Zentralen von Apple und Facebook im künstlich angelegten Wald. Die Vorlesung untersucht die Folgen von Globalisierung, Digitalisierung und Terrorangst in Design und Architektur und fragt nach dem Wechselverhältnis von Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit im ästhetischen Bereich wie auch im Rahmen politischer Diskussionen um Repräsentation und Macht.

• Mi., 03.06.2015 _„Don’t Be Afraid, Be Ready!“

Ort _Lecture Hall, KISD, Ubierring 40, 50678 Köln
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KISD _TH Köln | Interdisziplinäre Ringvorlesung „Systeme“ | Winter 2014/15

Einzelvortrag | Linien ziehen

Handlung, Raum und Bildprozess in Notationen von Bewegung

Während in Architektur und Design ebenso wie im Tanz das Entwerfen gewöhnlich auf ein vorbestimmtes Ziel ausgerichtet ist, und der Weg dorthin durch den Einsatz der cartesianischen Geometrie vorgegeben ist, entsteht in den empirisch-experimentellen Arbeiten der ‚Bewegungsforscher‘ Francis Alÿs, Peter Welz, William Forsythe und Trisha Brown erst ein Prozess, innerhalb dessen das Konzept nicht etwa Mittel zum Zweck wird, sondern ein immer wieder neue Formen hervorbringendes Unabgeschlossenes. Ihren Bewegungsanalysen liegt eine Vorstellung zugrunde, die auf Denkbildern dynamischer Prozesse gründet und auf einer Auffassung des Raumes, der nicht länger einen Behälter darstellt, in dem die Dinge ihre Ordnung finden, sondern der von der Bewegung und Dynamik her das Verhältnis von Körper und Umgebung neu überdenkt. Hierfür entwickelten die Aktionskünstler und Tanzavantgardisten Zeichnungen und Notationssysteme, die auf die Selbstorganisation der Formen zielen und anstelle solider Körper raumzeitliche energetische Ereignismuster betonen. Die Vorlesung untersucht, inwiefern solche Aufzeichnungs- und Anweisungssysteme das Denken über Design ebenso wie die Prozesse und Hervorbringungen des Design neu bestimmen können.

• Mi., 14.01.2015 _Linien ziehen

Ort _Lecture Hall, KISD, Ubierring 40, 50678 Köln
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Cologne Game Lab _Cologne University of Applied Sciences | Interdisciplinary Lecture Series | Winter 2014/15

Guest Lecture | War at a Distance

Body, Space and View in the Image-Guided War

The lecture focusses the spatial aspects of the relationship between images and war, especially those images which not only represent war but also guide him. So far, the reciprocal relationship of war and images has found great attention, yet the spatial aspects of this relationship have been rather neglected. The little attention to the spatial side is even more surprising as the interdependence of war and space is one of the central themes of strategic military thinking. On the one hand, space is an object of the war, because military action is aimed at the strategic occupation of geographical and social areas, changing these areas through massive intervention. On the other hand, space outlines a condition for military conflicts, because every war is based on a location. The space, in which wars are fought, and at the same time wars are generated, are also in a direct connection with the media used in the war. Transmitted media connect remote locations and bridge spatial distances. Now wars are also fought in places where it was not previously possible, due to the spatial flexibility of optical and radio-technical communication media.

The lecture gives attention to a very special development and perception of war areas, namely the war from the air and the associated view from above. The pursuit of war from the air is a topic which is just as historic as it is current, which the arts embraced both enthusiastically and have reflected critically from the very beginning. With the current discussions about no-fly zones and the use of unmanned drones, this topic has taken on a new urgency.

• Wed., December, 17, 2014 _War at a Distance

Location _Köln International School of Design, Ubierring 40, 50678 Köln
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KISD _TH Köln | Interdisziplinäre Ringvorlesung „Permanent Beta“ | Sommer 2014

Einzelvortrag | Borderline-Objekte

Als „Borderline-Objekte“ bezeichnete der Medienhistoriker Bernhard Siegert jene offenen Objekte, die sich im Zustand des Unentschiedenen, Unbestimmten und Unfertigen befinden. Zunächst rätselhaft und ungreifbar, bilden solche Objekte ihren Status erst allmählich heraus, indem sie Handlungen hervorrufen und Positionierungen einfordern. Ihren Ausgangspunkt finden sie in der Denkfigur des objet ambigu, die der französische Lyriker und Philosoph Paul Valéry 1923 in seinem Dialog Eupalinos ou l’ Architecte beschrieben hat. Bei Valéry ist es ein aus dem Meer an den Strand gespültes Fundstück, dessen Herkunft und Funktion offen ist.

Paradebeispiele so verstandener Objekte lassen sich in der Dingkultur der russischen Avantgarde der 1920er Jahre finden, seien dies die von Wladimir Tatlin oder Warwara Stepanowa entworfenen Universalkleidungsstücke oder die von Alexander Rodtschenko und Gustavs Klucis skizzierten mobilen Gebrauchsgegenstände. Offenen Raum- und Möbelobjekten, die sozial-räumliche Prozesse nicht nur manifestieren, sondern auch initiieren, widmete sich Friedrich Kiesler in seinem 1937 gegründeten Laboratory for Design Correlation an der Columbia University in New York. Architekturen, die tradierte Ordnungskategorien wie „Boden“ und „Wand“, „oben“ und „unten“ zu überwinden suchten, entwickelten Claude Parent und Paul Virilio in den 1960er Jahren mit ihren Landschaften aus Rampen und schrägen Ebenen. Derartige Räumlichkeiten, die dem Wohnen und Arbeiten den Charakter des Vorläufigen verleihen und soziale Beziehungen dynamisieren, feiern gegenwärtig ihr Comeback in den kletterfelsenartigen Wohnhäusern des japanische Architekten Sou Fujimoto oder dem gewellten, multifunktionalen Universitätsgebäude in Lausanne von SANAA.

• Mi., 04.06.2014 _Borderline-Objekte

Ort _Lecture Hall, KISD, Ubierring 40, 50678 Köln
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KISD _TH Köln | Interdisziplinäre Ringvorlesung „Experimente“ | Winter 2013/14

Einzelvortrag | Unwiederholbare Experimente

Welche Bedeutung haben wissenschaftliche Methoden für Architektur, Kunst und Design? Gibt es ein gestalterisches Experimentieren, und wie unterscheidet es sich von dem der Naturwissenschaften? Ziel der Vorlesung ist es, über die Bestimmung des Begriffs „Experiment“ Gemeinsamkeiten und Unterschiede in Naturwissenschaft, Architektur, Design und Kunst zu erkennen und zu interpretieren. Ausgehend vom Begriff des Experiments sollen Interferenzen zwischen diesen Disziplinen offengelegt werden, die der Theorie der Gestaltung neue Impulse geben können. Im Fokus stehen die Fragen, ob die experimentelle Methodik der Naturwissenschaften unmittelbare entwerferische Relevanz hat, wie sich das Experiment als Entwurfsmethode denken lässt, und welche Möglichkeiten es gibt, naturwissenschaftliches Arbeiten in die Gestaltungsdisziplinen zu integrieren. In der Vorlesung werden diese Fragen an den Beispielen der konstruktiven Experimente von Frei Otto und der stochastischen Musik-Architektur-Versuche von Iannis Xenakis behandelt.

• Mi., 22.01.2014 _Unwiederholbare Experimente

Ort _Lecture Hall, KISD, Ubierring 40, 50678 Köln