IMD _TU Braunschweig | Nur der Schein trügt nicht

In seinem grafischen Werk thematisierte der Künstler und Bauhauslehrer Josef Albers die Irritation des Auges durch vieldeutig lesbare geometrische Formen, die sich nicht in einem Bildraum vereinheitlichen lassen. Die räumlich dargestellten Linien- und Flächengefüge zeigen bei näherer Betrachtung sich widersprechende Ansichten, die fortlaufend einen Wechsel der Blickrichtung erfordern. Im vorliegenden Stegreifentwurf soll das grafisch dargestellte Raumgefüge in ein dreidimensionales Faltobjekt übertragen werden. Hierzu wird eine „strukturale Konstellation“ von Albers zeichnerisch analysiert, wobei jede Linie, die im Bild ein Farbfeld von einem anderen trennt, zur Knicklinie der Falte gerät.

Das bestimmende Entwurfskriterium des Faltobjekts ist die Gleichwertigkeit von Positivform und Negativraum. Albers’ Forderung nach einer „Aktivierung der Negativa“, der Zwischenräume, der Restflächen und der Ergänzungsvolumina, bestimmt nicht nur sein eigenes künstlerisches Werk, sondern auch die auf Faltungen und Klappungen beruhenden Materialübungen seiner Schüler. In den Papierfaltungen verwandelt sich die geometrische Figur in den Grund, der wiederum zu einer Figur modelliert wird. Figur und Grund, Körper und Raum, innen und außen stehen bei der Falte in einem wechselseitigen Wirkverhältnis. Die Falte als „eine Art Mittelding oder dritte Figur“ (Peter Eisenman) zielt auf eine Dynamisierung des Raumes, indem sie ein neues Verhältnis zwischen den Grundkategorien der traditionellen Sehweise ausdrückt.

Auf Grundlage des Objekts entsteht eine modulare Faltstruktur. Hierzu wird das Objekt in ein addierbares Modulelement verwandelt, reproduziert und in serieller Reihung zu einem Elementverband gefügt. Der Verband lässt sich als textile Tektonik bezeichnen, bei der das Textile selbst zum Tektonischen wird. Alternativ zum Prinzip des Tragens und Lastens wird die Struktur aus einem nachgiebigen Material erzeugt, das durch Falten, Flechten und Verknoten Festigkeit und Stabilität erhält.

Projektleitung: Carolin Höfler

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