IMD _TU Braunschweig | Never trust a surface

In seinem grafischen Werk thematisierte der Künstler und Bauhauslehrer Josef Albers mehrdeutige, geometrische Formen, die zwischen Figur und Grund changieren. In seinen Rasterbildern wechseln in rhythmischer Folge weiße Linien auf schwarzem Grund mit schwarzen Linien auf weißem Grund. Durch das stetige Intervertieren der Farben lassen sich weder Bildfigur noch Bildgrund eindeutig ausmachen, weshalb der Blick des Betrachters zwischen Vorder- und Hintergrund, Fläche und Tiefe, Licht und Schatten oszilliert. Diese dynamische Wirkung der Fläche soll in den Raum übertragen werden. Ausgangspunkt des Kurzzeitentwurfes ist jeweils eine Zeichnung von Albers, die räumlich interpretiert und in einer Faltstruktur aus Papier umgesetzt wird.

Die Falte organisiert die Fläche im Raum. Der durch die Faltung des Materials gebildete Raum lässt sich nicht nach den Kategorien von oben und unten, außen und innen klassifizieren. Vielmehr verschmelzen die einander entgegengesetzten Bereiche zu Übergängen in einem Raumkontinuum. Falten sind „unscharfe“ Objekte, die ambivalente, sich überlappende Raumzonen erzeugen. Durch die Faltung des Materials wird die Zeit als vierte Dimension in die Form eingeschrieben. Der Formungsprozess lässt sich aus dem gefalteten Objekt ablesen, das theoretisch endlos weiterentwickelt werden kann. Die Technik der Faltenbildung zielt weniger auf die Erzeugung einer endgültigen, erstarrten Form als auf die Entwicklung einer provisorischen, veränderbaren Gestalt.

Projektleitung: Carolin Höfler