Carolin Höfler: „Performanz der Form. Prozessorientiertes Entwerfen in der Architektur“, in: Armen Avanessian, Franck Hoffmann (Hrsg.): Raum in den Künsten. Konstruktion, Bewegung, Politik. Paderborn: Wilhelm Fink 2010, S. 203–214. (= Transversale. Ein europäisches Jahrbuch) [mehr]

Zweifellos hat sich der Begriff der architektonischen Form durch die Digitalisierung und Mediatisierung des Entwurfsprozesses grundlegend verändert, was jedoch nicht heißt, dass der Computer als Instrument zur Gestaltbildung wahrgenommen und akzeptiert wird. Nur wenige Protagonisten der experimentellen Architektur haben sich mit den durch das Medium des Computers veränderten Bedingungen und Möglichkeiten für die architektonische Formfindung auseinandergesetzt. Ihre Beiträge und Projekte spiegeln das Potenzial des Computers zur systematischen Erzeugung und zeitlichen Modulation der Form wider.
Zu den zentralen Theoretikern einer „Architektur im Zeitalter der elektronischen Medien“ gehört der bauende und schreibende Architekt Peter Eisenman, der im Computer vor allem ein wirkungsmächtiges Instrument zur „Überwindung der Metaphysik der Architektur“ sieht. Seit Mitte der siebziger Jahre bemüht er sich um eine architekturtheoretische Position, die den philosophischen und geschichtlichen Gehalt des „Projekts der Moderne“ kritisch reflektiert, ohne es aufzugeben. Im Jahr 1976 veröffentlichte er den programmatischen Aufsatz „Post-Functionalism“, worin er den Funktionalismus der Architekturmoderne zum Ausdruck eines verloren gegangenen idealistischen Weltbildes erklärte. Um modern zu sein, so lautete seine Forderung, müsse die Architektur die „Verschiebung des Menschen aus dem Zentrum seiner Welt“ thematisieren. Eisenman beklagte, dass die Architektur intellektuell noch gar nicht in der Moderne angekommen war und sich im Unterschied zu Literatur, bildender Kunst, Film und Musik den geistigen Herausforderungen des metaphysikkritischen Denkens seit Nietzsche nicht gestellt hatte. Die Schaffung einer zeitgenössischen Architektur erforderte in seinen Augen eine radikale Anwendung der Moderne auf die Architektur selbst, eine Selbstaufklärung über unrefl ektierte Traditionsbestände, die der Autor polemisch als „Metaphysik der Architektur“ bezeichnete.

Carolin Höfler: „Performanz der Form. Prozessorientiertes Entwerfen in der Architektur“, in: Armen Avanessian, Franck Hoffmann (Hrsg.): Raum in den Künsten. Konstruktion, Bewegung, Politik. Paderborn: Wilhelm Fink 2010, S. 203–214. (= Transversale. Ein europäisches Jahrbuch) [mehr]

Zweifellos hat sich der Begriff der architektonischen Form durch die Digitalisierung und Mediatisierung des Entwurfsprozesses grundlegend verändert, was jedoch nicht heißt, dass der Computer als Instrument zur Gestaltbildung wahrgenommen und akzeptiert wird. Nur wenige Protagonisten der experimentellen Architektur haben sich mit den durch das Medium des Computers veränderten Bedingungen und Möglichkeiten für die architektonische Formfindung auseinandergesetzt. Ihre Beiträge und Projekte spiegeln das Potenzial des Computers zur systematischen Erzeugung und zeitlichen Modulation der Form wider.
Zu den zentralen Theoretikern einer „Architektur im Zeitalter der elektronischen Medien“ gehört der bauende und schreibende Architekt Peter Eisenman, der im Computer vor allem ein wirkungsmächtiges Instrument zur „Überwindung der Metaphysik der Architektur“ sieht. Seit Mitte der siebziger Jahre bemüht er sich um eine architekturtheoretische Position, die den philosophischen und geschichtlichen Gehalt des „Projekts der Moderne“ kritisch reflektiert, ohne es aufzugeben. Im Jahr 1976 veröffentlichte er den programmatischen Aufsatz „Post-Functionalism“, worin er den Funktionalismus der Architekturmoderne zum Ausdruck eines verloren gegangenen idealistischen Weltbildes erklärte. Um modern zu sein, so lautete seine Forderung, müsse die Architektur die „Verschiebung des Menschen aus dem Zentrum seiner Welt“ thematisieren. Eisenman beklagte, dass die Architektur intellektuell noch gar nicht in der Moderne angekommen war und sich im Unterschied zu Literatur, bildender Kunst, Film und Musik den geistigen Herausforderungen des metaphysikkritischen Denkens seit Nietzsche nicht gestellt hatte. Die Schaffung einer zeitgenössischen Architektur erforderte in seinen Augen eine radikale Anwendung der Moderne auf die Architektur selbst, eine Selbstaufklärung über unrefl ektierte Traditionsbestände, die der Autor polemisch als „Metaphysik der Architektur“ bezeichnete.